Poloturniere


Unter der Verantwortung der Swiss Polo Association (SPA)

Polo Park Zürich Ohringen ZH, 17. Juni 2023
Polo Gold Cup Gstaad BE, 20. August 2023

Allgemeines

Im Rahmen seines Turnierberichts 2023 besuchte der Schweizer Tierschutz STS im Juni ein Turnier im Polo Park Zürich in Ohringen ZH und im August den Gold Cup in Gstaad BE. Erneute Augenscheine drängten sich nach den bei früheren Beobachtungen festgestellten tierschutzrelevanten Vorkommnissen auf. Vor allem interessierte, ob die Poloverantwortlichen nach der angebrachten Kritik irgendwelche Verbesserungen angeordnet haben. Während die Spiele in Ohringen ZH auf niederem Level standen, wurde der Gold Cup vom Platzspeaker als «Europas Topturnier» bezeichnet. 

1. Polo Championship Ohringen


Der 17. Juni 2023 war wolkenlos und heiss, auf der Anlage des Polo Parks Zürich in Ohringen ZH war nur wenig Schatten zu finden. Die Stimmung war entspannt, es gab wenig Publikum und keinerlei Hektik. Die Ponylines waren zwischen Schatten spendenden Bäumen angebracht. Die hoch zwischen Bäumen befestigte Anbindevorrichtung erschwerte ein Verheddern, verhinderte allerdings auch ein tieferes Senken des Kopfes. Die Pferde waren bandagiert, ihre Schweife eingebunden, Mähnen und Stirnschopf für den STS unakzeptabel kurz geschoren. Fliegendecken waren keine aufgelegt. Einige Pferde waren auf kleinen Weiden ohne Schatten spendende Bäume und Wasser. Die Weiden waren sichtlich übernutzt und länger nicht abgemistet worden.  

Die Ponys

Die Ponys waren mehrheitlich in Topverfassung, sowohl was den Pflegezustand als auch die Fitness anging. Aufgefallen sind die stabilen Rücken und die gute Bemuskelung der Tiere. Die Ponys zeichneten sich durch beeindruckende Ruhe und immense Duldsamkeit aus, ohne abgestumpft zu wirken. Anzeichen von Stress oder agonistischem Verhalten liessen sich nicht feststellen. Die Ponys wirkten stoisch, resilient und nicht abgelöscht, sie erhielten genügend Zeit zur Erholung.

Betreuung und Reitweise

Die Betreuung der Tiere wirkte sehr professionell und für die Pferde berechenbar. Sie werden in der Gruppe angebunden und warm geritten, was ihnen zusätzliche Ruhe vermittelt. Die Umgangsformen der Grooms sind schnörkellos und wirken teilweise grob, was für den STS nicht akzeptabel ist. Die Grooms wärmen die Ponys vor einem Chukka zwar auf, eine eigentliche Gymnastizierung kennt man jedoch nicht. Dabei wird augenfällig, wie wenig die Poloreiterei mit unserer Auffassung der Reiterei zu tun hat. Gefragt ist stop and go sowie eine gute Wendigkeit der Ponys. Dementsprechend scheint wenig Wert auf einen pferdefreundlichen Sitz oder feine Hilfengebung gelegt zu werden. Hand vor bedeutet vorwärts, zurücklehnen mit rückwärtsziehender Hand heisst bremsen und Wendungen werden ohne Anspruch auf Biegung geritten. 

Losgelassene, über den Rücken gehende Pferde mit Anlehnung, Stellung und Biegung würden den Anforderungen eines Spiels nicht standhalten. Vielmehr sind Pferde mit einer unerschütterlichen Stabilität, Top-Fitness und «flinken Beinen» gefragt. «Funktionierte» ein Pony nicht wie gewünscht, wurde beim Abreiten punktuell mit sehr viel Druck und wenn nötig wiederholt eingewirkt.

Die Ausrüstung

Da die Pferde eben meist nicht an den Hilfen stehen und vielen physiologischen Anforderungen (Wendungen, Stopps) eigentlich nicht gewachsen sind, sind zwischen Reiterinnen und Reitern und Pferden Kräfte am Wirken, die ohne die entsprechende Ausrüstung nur schwer kontrollierbar sind. Bei der Zäumung verlangt das Reglement zwei Zügel und zusätzlich einen Stosszügel zur Sicherheit der Reiterin oder des Reiters, ein Verzeichnis von erlaubten Gebissen ist nicht zu finden. Gezäumt waren die Ponys mit Gebissen mit Hebelwirkung (Pellham, Pessoa etc.) oder Aufziehtrensen kombiniert mit hannoveranisch verschnallten Nasenbändern. Der Stosszügel war an englisch verschnalltem Nasenband fixiert. Die Ponys wurden mit einem Zügel am Gebiss und über den Schlaufzügel geritten. Da die Spielerinnen und Spieler nur einhändig reiten können, erscheint eine differenzierte Einwirkung unmöglich.

Das schnelle Spiel bestimmt alles

Im Spiel fokussieren sich die Reiterinnen und Reiter voll auf den Ball und die diversen Regeln, die es einzuhalten gilt. Die Pferde müssen funktionieren und scheinen reine Gebrauchsmittel zu sein. Dadurch entstehen vom schnellen Spiel provozierte unschöne Situationen. Hohe Tempi, abrupte Stopps und engste Wendungen bestimmen das Spiel, können von den Pferden aber nicht ausgeführt werden, ohne körperlich an ihre Grenzen zu kommen. Die Abwehrmechanismen der Ponys scheinen durch die Ausrüstung unterdrückt zu werden, was die Stressbelastung in diesen Momenten sehr hoch werden lassen dürfte. Hochgerissene Köpfe, weggedrückte Rücken, aufgerissene Augen und Mäuler sprechen in den Augen des STS eine deutliche Sprache. Trotz allem zeigen die Ponys Robustheit, Leistungsbereitschaft und Kondition.

2. Polo Cup Gstaad


Von Donnerstag 17. bis und mit Sonntag, 20. August, fand auf dem Flugplatz von Gstaad (BE, 1050 m ü. M.) der Polo Gold Cup statt. Gleich beim Eingang fielen dabei am Mittag die angebundenen Pferde auf, die bei Sonnenschein und einer Temperatur von 30 °C auf freiem Feld angebunden waren und denen es schwer zu fallen schien, die Insekten wegen ihrer hochgebundenen Schweife abzuwehren. 

Die Suche nach einem Programm für die kommenden Präsentationen mit Angaben zu Teilnehmerinnen und Teilnehmern sowie Pferden, blieb leider erfolglos. Deren Herkunft wäre von Interesse gewesen, weil auf dem Parkplatz grosse Transporter aus dem Ausland standen. 

Auf den Parkplätzen fielen auch zwei weitere Fahrzeuge auf, einerseits ein Auto mit Pferdeanhänger und anderseits ein kleiner Jeep mit Kran und einem Anhänger. Hier stellte sich heraus, dass es sich um Fahrzeuge der Ambulance chevaux pour la Romandie (SACAR) handelte. Eine Ambulanz der SACAR war auf dem Platz. Von dieser Organisation waren drei Personen anwesend. Diese überaus guten Vorkehrungen imponierten sehr.

Um 13.30 Uhr begann das Turnier, wobei die Zahl der Zuschauerinnen und Zuschauer eher bescheiden war. Das Turnier fand auf dem Grasboden des kleinen Flugplatzes statt, wobei dessen Qualität gut war. Das Können der Reiterinnen und Reiter in Bezug auf das Spiel mit dem Ball war sehr eindrücklich. 

Der Umgang mit den Pferden war dann aber ein anderes Kapitel. Nur schon das Einreiten der Ponys vor ihrem Einsatz machte auf uns einen schlechten Eindruck. Dies erfolgte vor allem durch das Hilfspersonal, welches zum Teil einen sehr schlechten Sitz hatte und sich damit begnügte, die Pferde hin und her zu galoppieren mit jeweils abruptem Reissen an den Zügeln und dabei von den Ponys gleichzeitig eine Hinterhandwendung zu verlangen. Solche Aktionen waren selbstverständlich auch während des Wettbewerbes immer wieder zu sehen. Ein Pferd knickte dabei ein – was zum Glück aber gleich einen Pfiff seitens des Schiedsrichters zur Folge hatte; das Pony verliess darauf den Platz.   

Es war somit schon nach kurzer Zeit unvermeidbar, sich zu fragen, was die ständige, aus Sicht des STS bedenkliche Behandlung der scharf gezäumten Tiere für einen Sinn haben soll? In unserer Zeit, in der man sich ernsthaft Gedanken zu einem ethischen Verhalten von uns Menschen zur Nutzung von Tieren macht, darf sicherlich erwartet werden, denn Sinn der Ausübung des Polosports kritisch zu hinterfragen.

Fazit von den zwei Polo-Spielen

Auf der einen Seite ist beim Polo ein sehr professionelles Management der Pferde festzustellen und auch der erkennbare Wille, das gültige Poloreglement einzuhalten. Das Regelwerk entspricht indessen den heutigen Wertvorstellungen des STS von Pferdewohl nicht mehr. Auch zeigt sich klar, dass es sich beim Polo um ein Spiel handelt, das wegen seiner Dynamik die angeborenen Möglichkeiten des Pferdes überfordert und deshalb zu diversen Problemen bezüglich Wohlbefinden führt. Die in den Spielen gemachten Beobachtungen zeigen auf, dass die Ponys mit der von den hohen Tempi der Bälle verlangten Beweglichkeit und Stabilität immer wieder überfordert werden. Ohne die sehr deutlich sichtbare, als grob erscheinende Einwirkung der Reiterinnen und Reiter, wären die Tiere wohl nicht durch ein Spiel zu führen. Würde Polo hingegen pferdegerecht geritten, wäre es nicht mehr das schnelle Spiel mit engen Wendungen und schnellen Stopps. Somit stellt sich klar die Frage, ob Polo überhaupt tiergerecht betrieben werden kann?