Soll Abreiten ein Prüfungsteil werden?
PferdeWoche vom 21. Februar 2024
Happy Horse: Soll das Vorbereiten der Pferde auf dem Abreitplatz im Klassement einer Prüfung künftig mitgezählt werden? Diese Anregung floss am Onlineseminar der in Deutschland tätigen «Gesellschaft zur Förderung der Wissenschaft um das Pferd» ein.
Von Sandra Schaefler, Schweizer Tierschutz STS
Bei der «A la carte»-Prüfung in Turbenthal galt es, das Vorbereiten der Pferde auf die unterschiedlichen Anforderungen im Viereck einzustufen. Ausgangspunkt des Themas war die von Kathrin Kienapfel und Iris Bachmann bei Agroscope durchgeführte wissenschaftliche Studie zu der Auswirkung von unterschiedlichen Kopf-Hals-Positionen auf das Wohlbefinden von Sportpferden. Kienapfel stellte die Ergebnisse und Schlussfolgerungen aus dem Projekt «Right Riding» vor, einem schweizerisch-deutschen Gemeinschaftsprojekt des SNG von Agroscope in Avenches und der Humboldt-Universität zu Berlin.
Eine Erkenntnis der Studie war nämlich, dass die Pferde in den Prüfungen mit der Nase weniger weit hinter der Senkrechten geritten werden als auf dem Abreitplatz, wo sie zu weiten Teilen deutüch zu eng gearbeitet werden. Ob das Abreiten nun jemals benotet wird oder nicht, die vom Schweizer Tierschutz STS und Swiss Equestrian getragene Aktion «Happy Horse – gutes Reiten auf dem Vorbereitungsplatz» könnte aktueller nicht sein. Der ganz auf ein pferdefreundliches Reiten ausgerichtete Einsatz kommt mittlerweile bestens an bei Organisatoren wie bei Konkurrenten, die sich über den Award für pferdefreundliches Reiten gar mehr freuen als über eine gute Klassierung. Wollen schliesslich nicht alle Konkurrenten gute Reiter sein? Swiss-Equestrian-Präsident Damian Müller rühmt die Kampagne «Happy Horse» denn auch als perfektes Beispiel, wie sich das Wohlergehen der Pferde und die soziale Lizenz des Sports in der Öffentlichkeit thematisieren lasse. Bestens liefen die im vergangenen Jahr erstmals an Springprüfungen platzierten Einsätze ab mit dem erfreulichen Resultat, dass die «Happy Horse»-Paare auch in der Rangliste vorne platziert waren.
Gute Vorbilder nutzen
Die positive Entwicklung von «Happy Horse» in den vergangenen Jahren bestärkt den Schweizer Tierschutz STS, mit dieser Aktion auch im laufenden Jahr den respektvollen und pferdefreundlichen Umgang an möglichst vielen und unterschiedlichen Turnieren auszeichnen. Mit dem Auszeichnen von gutem Reiten will der STS die Pferdesportler animieren, ihren Umgang mit dem Pferd auf gute Vorbilder auszurichten. Bewertet werden unter anderem der pferdegerechte Umgang, die Reaktion des Pferdes auf die Einwirkung der Reiter sowie die Ausrüstung. Auszeichnungen sollen diejenigen erhalten, die ausserordentlich positiv auffallen. Die Anzahl Tümierbesuche wird 2023 limitiert sein, die am «Happy Horse»-Award interessierten Organisatoren werden deshalb gebeten, sich früh zu melden. sts@tierschutz.com Zum pferdefreundtichen Vorbereiten gehören zwischendurch auch entspannende Pausen. Lotti Kunz und John Roche beobachten die Pferdevorbereitung auf die Springprüfung.